blog
München: Swissport Losch

Verleihbetriebsrat mit Veränderungsanspruch

Demnächst Tarifvertrag bei Swissport Losch?

Interview mit Michael Batog aus ver.di Verkehrsreport 01/2015

„Ich arbeite für das schwarze Schaf am Flughafen München“, stellt Michael Batog, seit knapp einem Jahr freigestellter Betriebsrat bei de Swissport Losch (SPL), gleich zu Beginn klar. Der Hauptteil der Beschäftigten sei in einer Leiharbeitsfirma, der Swissport Losch Services, angestellt. Von dieser werden sie an den Entleiher Swissport Losch München oder an die PrivatPort, ein ebenfalls zum Konzern gehörendes Unternehmen, weitergereicht.

520 Beschäftigte in Arbeitnehmerüberlassung vertritt Batog als Verleihbetriebsrat. „Die rechtlichen Grundlagen unserer Arbeit sind kaum durchschaubar, als das BetrVG geboren wurde, hat man an solche Konstruktionen wohl kaum gedacht“, mutmaßt Batog. Der Deutsch-Rumäne ist fasziniert vom Gedanken einer Gewerkschaft als gesellschaftliche Bewegung. Er interessiert sich für Organizing-Projekte, wünscht sich, dass mehr Mitglieder ihre Gewerkschaft nicht nur als Serviceleister ansehen.

Bisher gelte für die SPL-Mitarbeiter der BAP-Tarif zwischen dem Bundesarbeitgeberverband für Personaldienstleister (BAP) und dem DGB. Dabei wende SPL ein System an, dass sich Gruppenleistungslohn nennt – je weniger Leute beispielsweis ein Flugzeug in einer bestimmten Zeiteinheit be- bzw. entladen, desto mehr verdienen sie. Das Modell funktioniere nach dem Prinzip „Dumping durch Arbeitsverdichtung“. Dass die Leute dabei unter einem enormen Druck stehen, falle ihnen zunächst nicht so sehr auf, weil sie etwas mehr verdienen. „Dafür arbeiten sie aber auch 190 Stunden im Monat.“ Anscheinend durchschauen die überwiegend gering qualifizierten Kräfte das ausbeuterische Prinzip aber doch recht bald, bei SPL herrsche eine „immense Fluktuation“. Die Arbeitsbedingungen sind katastrophal, sagt der Betriebsrat, der vor seiner Freistellung im Außendienst als Ramp Agent arbeitete. „Vor zwei Jahren ist ein Mitarbeiter im Laderaum an einem Herzinfarkt gestorben, der hätte diesen Job gar nicht machen dürfen. Er hätte stattdessen im Innendienst eingesetzt werden müssen.“

Der Arbeitgeber brüste sich mit übertariflicher Bezahlung. Über dem Tarif zu liegen sei allerdings nicht schwer angesichts eines Stundenlohns von 8,80 in der Entgeltgruppe 1. Immerhin habe man die Geschäftsleitung jetzt „mit etwas Druck“ bewegt, mit ver.di Tarifverhandlungen zu führen. Derzeit befinde man sich in der Sondierung. „Wir hoffen, dass wir jetzt mehr erreichen“ sagt Batog. „Ich habe den Eindruck, die SPL will das Schmuddel-Image loswerden. Schließlich muss sie sich nächstes Jahr neu um die Konzession für die BVD bewerben.“

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner